Im Wilden Westen

42I22  Las Vegas, Nevada/USA. Die Farbenpracht des Yellowstone Nationalparks, des herbstlichen Colorados und der Nationalparks von Arches und Canyonlands  ziehen uns in ihren Bann. Welch einmalige Landschaften, die für unser Auge völlig ungewohnt sind. Über 30.000 km haben wir  zwischenzeitlich zurückgelegt. Und wir verspüren erste Zeichen der Ermüdung. Doch der Herbst und damit die kühle Jahreszeit mit kurzen Tagen naht in großen Schritten. Wir sind gerade erst in Utah mit seinen vielen sehenswerten Nationalparks angekommen. Nahezu täglich sitzen wir auf den Motorrädern und fahren wie im Rausch von einem attraktiven Ziel zum nächsten. Weniger spannende Streckenabschnitte dienen der Erholung unserer Sinne. Zeit für Reiseepisoden bleibt wenig, dabei wollen wir Euch so gerne auf unserer Reise an Bord haben... 

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09.09.-01.10.2022  Arco_West Yellowstone_Yellowstone National Park_Cody_Sheridan_Sturgis_ Devil´s Tower_Deadwood_ Mount Rushmore_Sidney_Estes Park_Rocky Mountain National Park_Silverthorne_ Aspen_Glenwood Springs_Gunnison_Durango_Ouray_ Mesa Verde_Moab_Arches National Park_Blanding

Km 22.768 - Km 27.903

Nachdem wir die letzten Tage in teils dichtem Rauch mehrerer Brände in Idaho unterwegs waren, genießen wir in Arco morgen zum ersten Mal wieder einen herrlichen Sonnenaufgang. Unser Weg zum Yellowstone National Park führt uns durch eine scheinbar unberührte Steppenlandschaft mit schwarzen Angus Stieren als einzige "Bewohner". Als die Landschaft in den Caribou Forest übergeht, kündigen überdimensionierte  Werbeschilder für alles Erdenklich, was Touristen locken könnte, den Nationalpark an. Wie immer haben wir keine Unterkunft bzw. Campground reserviert. Nur der Kreativität eines Campingplatzbetreibers  verdanken wir es, dass wir neben der Baustelle für eine neue Lodge unser Zelt aufbauen dürfen. Der Yellowstone Nationalpark liegt im Durchschnitt 2.440 m hoch und als wir morgens aus unseren warmen Schlafsäcken kriechen, rieselt unser gefrorene Atem von der Zeltinnenseite. Kaum sind wir im Park, läuft uns eine Elchkuh mit 3 Kälbern vor die Linse. Wir bekommen die erste Abmahnung einer Rangerin, da uns die Elchen zu nahe kommen. Auf dem Weg zum Old Faithful besichtigen wir  u.a. den Fountain Paint Pot oder das Biscuit Basin und sind begeistert von der völlig unterschiedlichen Farbenpracht der Geysire. Lange warten wir geduldig auf die Eruption des Old Faithful. Entweder haben wir einen schlechten Tag erwischt oder er ist einfach von den unzähligen Eruptionen  zu ermüdet, um bis zu 30.000 Liter auf bis zu 55 m Höhe empor zu schleudern, wie es das Faltblatt des Parks verspricht. Stattdessen werden wir mit einem herrlichen Sonnenuntergang am Midway Geysir entschädigt. Nach einer weiteren kalten Nacht ist es ein einsamer Bison, der vielfach abgelichtet wird. Der Norris Geysir mit seinen blauen Teichen und weißen Sinterrassen ist beeindruckend, überall blubbert und zischt es. Mitten in Mammoth Hot Springs grasen auf dem frisch gemähten Rasen zwei Karibuherden  mit ca. 20 Tieren, aufmerksam  beobachtet von den  rivalisierenden Böcken.  Wir fühlen uns wie im Zoo, nur handelt es sich tatsächlich um freilaufende Karibus, denen der edle Rasen besser mundet als das vertrocknete Gras des Parks.  Wir durchqueren die gelbe Hochebene mit den eingestreuten Fichten und den im Dunst kaum wahrnehmbaren  Bergen am Horizont. Unser Ziel ist das Tal des Lamar Rivers. Und wie versprochen erwarten uns dort mehrere Bisonherden. Wir müssen über uns selbst lachen: jeden Bison haben wir bisher ausgiebig und mit großer Begeisterung fotografiert und plötzlich tummeln sich vor uns fast 100 der beindruckend schweren und kraftvollen Tiere. Noch in sicherer Entfernung. Kaum sitzen wir wieder auf den Motorrädern, steht  ein Bison direkt vor uns auf der Straße und schnaubt uns böse blickend an. Zum Glück schaltet er nicht in den Angriffsmodus, sondern trollt sich von dannen.  Offensichtlich kein Motorradfan! Genug Bisons für heute, denken wir und überqueren den 2.700 m hohen Dunraven Pass, dessen Hänge von abgebrannten Baumleichen übersät ist.  Auf dem Heimweg plötzlich ein Riesenstau! Wegen eines einzigen Bisons, der gemächlich über die Straße trottet und uns nur ein müdes Gähnen entlockt.  Zum Abendessen verspeisen wir neugierig zähe Bison- und Elkburger.  Ob wir von den Meerschweinchen in Südamerika genauso enttäuscht sein werden? 

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Der Yellowstone-Nationalpark ist der erste Nationalpark in den USA und gilt auch als der erste Nationalpark der Welt. 1978 wurde Yellowstone zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Er erstreckt sich über eine Fläche von 8.983 km², bestehend aus Seen, Schluchten, Flüssen und Bergketten. Der Park ist bekannt für seine Tierwelt und seine vielen geothermischen Besonderheiten, u.a. der Geysir Old Faithful. Die Caldera gilt als ein schlafender Vulkan. Weit über die Hälfte aller Geysire der Welt befinden sich im Yellowstone. Lavaströme und Felsen von Vulkanausbrüchen bedecken den größten Teil der Landfläche. In dem Park leben Grizzlybären , Wölfe und freilaufende Bison- und Elchherden . Die Bisonherde im Yellowstone Park ist die älteste und größte öffentliche Bisonherde in den Vereinigten Staaten. Waldbrände treten regelmäßig im Jahr im Park auf, bei Waldbränden von 1988 brannte fast ein Drittel des Parks nieder. 

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Wir  befinden uns im Mittleren Westen.  Der farbenfrohe Grand Canyon of the Yellowstone mit Artist´s Point und seinem Upper (Wasser-)Fall ist ein letztes Highlight dieses wunderschönen Nationalparks. An weiteren Bisonherden vorbeifahrend, verlassen wir den Park über den Osteingang, durchqueren über viele Kilometer abgebrannte Wälder und tauchen ein in das Tal des Shoeshone Rivers mit seinen rötlichen Bergen, deren Farbenpracht uns einen Vorgeschmack auf das Monument Valley bieten. Die Dichte an Pferden nimmt zu. Und in Cody werden täglich ab 18:00 Uhr in einer ziemlich banalen Vorstellung Sundance Kid und Butch Cassidy erschossen, nachdem die Zuschauer ergriffen die amerikanische Hymne gesungen und den anwesenden Krankenschwestern und Veteranen geklatscht  haben. Das Spektakel findet vor dem historischen Irma´s Hotel statt, das der in Cody mit einem großen Museum gewürdigte Buffalo Bill seiner Tochter vermacht hat. Die Steaks in den weitestgehend unangetasteten alten Räumen des Hotels schmecken hervorragend, doch unsere "modernen" Mägen bewältigen nicht annäherungsweise die riesigen Fleischportionen. Aber wir haben ausreichend Energie getankt für eine der spektakulärsten Straßen Amerikas: den Highway 212 über den Beartooth Pass nach Red Lodge. Schon früh am Morgen hören wir das Trommeln des Regens auf dem Zeltdach. Dichter Nebel und weiter zunehmender Regen lässt die wunderbare Landschaft mit ihren steinernen Schluchten des Shoshone Rivers leider nur erahnen. Als wir auf die kurvenreiche  Highway 212 abbiegen, schauen uns dunkle Seen traurig an und im heftigen Regen durchqueren wir die alpine Tundra des Hellroaring Plateaus bis zum Beartooth West Summit mit 3.345 Höhenmetern bei +4 Grad Celsius. Halb erfroren, mit teils blinden Visieren, winden wir uns über unzählige Serpentinen hinunter in die Cowboystadt Red Lodge mit ihren historischen Gebäuden und Bauzeiten um 1900. Eine gelbe, hügelige Prairielandschaft mit Rinder- und Pferdeherden, Ranches und röhrenden Zwölfzylinder-Pickups breitet sich vor uns aus, bis wir den Bighorn River überqueren, um anschließend erneut in die Berge einzutauchen. Wieder fahren wir unzählige Serpentinen zu einer steppenähnlichen Hochebene empor, noch immer begleitet uns der Regen. In Sheridan geben wir entnervt auf und gönnen uns nach vielen Campingnächten mal wieder ein trockenes Hotelbett. 

Der Name "Devils Tower" (statt "Bad God's Tower") entstand 1875 auf Grund eines Übersetzungsfehlers eines Dolmetschers.  Laut den indianischen Stämmen der Kiowa und Lakota ging eine Gruppe von Mädchen zum Spielen und wurde von mehreren riesigen Bären entdeckt, die sie zu jagen begannen. In dem Versuch, den Bären zu entkommen, kletterten die Mädchen auf einen Felsen, fielen auf die Knie und beteten zum Großen Geist, er möge sie retten. Als der Große Geist ihre Gebete hörte, ließ er den Felsen vom Boden in den Himmel steigen, damit die Bären die Mädchen nicht erreichen konnten. Bei dem Versuch, den Felsen zu erklimmen, hinterließen die Bären tiefe Kratzspuren im Stein. Das sind die Markierungen, die heute an den Seiten des Devils Tower zu sehen sind. Als die Mädchen den Himmel erreichten, wurden sie in die Sterne der Plejaden verwandelt.

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Wir fahren wieder durch die gelbe und stets hügelige, meist brach liegende Prairielandschaft mit teils riesigen Ranches, deren trockene Wiesen vereinzelt für Viehzucht genutzt werden. Tauchen in der Ferne Bäume auf, dann gibt es Wasser und sofort wird auf den bewässerten, grünen Flächen Landschaftwirtschaft betrieben. Kurz vor Gilette endet diese Cowboyatmosphäre abrupt: im Tagebau wird Kohle gefördert und gigantische Löcher, Halden und Industrieanlagen bestimmen das Landschaftsbild. Wenige Kilometer später durchqueren wir tiefe Täler mit rötlichen Felsen und knorrigen Bäume, ein erster Vorgeschmack auf Utha? Wie aus dem Nichts taucht er auf, der "Devils Tower". Er steht auf einem bewaldeten Hügel in einer Ebene und wirkt dadurch tatsächlich sehr beeindruckend wuchtig. Auf insgesamt 200 Routen lässt  sich der 264 m hohe Turm beklettern. Wir ziehen den Rundweg vor und erfreuen uns an den farbigen Stoffresten, die die Büsche und Bäume aus zeremoniellen Gründen zieren und fröhlich im Winde flattern. Ursprünglich wollten wir Anfang August am 80. Harley-Davidson Treffen in Sturgis teilnehmen, das unser Zwangsaufenthalt in Montana jedoch vereitelte. Aber wenigstens das Städtchen mal ansehen, das haben wir uns vorgenommen. Große, jetzt leere Hallen lassen erahnen, dass hier für eine Woche im Jahr der Punk abgeht. Wir laufen durch nahezu leere Straßen auf der Suche nach einer Kneipe. Und sind überrascht, wie offen gegen Präsident Joe Biden und für Trump mit Fahnen, T-Shirts und großen Plakaten geworben wird. Der Slogan "Make America great again", ursprünglich von Ronald Reagan erfunden und von Trump kopiert, scheint zumindest im Mittleren Westen bzw. in South Dakota weiterhin auf große Zustimmung zu stoßen. Auf der Weiterfahrt nach Mont Rushmore durchqueren wir das Städtchen "Deadwood" mit seinem gut erhaltenen historischen Zentrum. Wer in die Cowboyzeit zurück kapituliert werden möchte, ist hier absolut richtig, doch das Tragen eines Cowboyhutes ist Pflicht. 

Das Mount Rushmore National Memorial ist eine kolossale, nach Südosten ausgerichtete Skulptur, die in die Granitwand des Mount Rushmore  (1.745 Hm) in den Black Hills in der Nähe von Keystone, South Dakota, gehauen wurde. Der Bildhauer Gutzon Borglum entwarf das Design der Skulptur und beaufsichtigte die Ausführung des Projekts von 1927 bis 1941 mit Hilfe seines Sohnes Lincoln Borglum. Die Skulptur zeigt die 18 m hohen Köpfe von vier Präsidenten der Vereinigten Staaten: George Washington(1732–1799), Thomas Jefferson (1743–1826), Theodore Roosevelt (1858–1919) und Abraham Lincoln (1809–1865). Sie wurden ausgewählt, um die Geburt, das Wachstum, die Entwicklung und den Erhalt der Nation zu repräsentieren. Jeder Präsident sollte vom Kopf bis zur Hüfte abgebildet werden, aber aufgrund fehlender Finanzierung musste der Bau am 31. Oktober 1941 beendet werden.

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Crazy Horse war ein Lakota -Kriegsführer von dem Stamm der Oglala im 19. Jahrhundert. Er ergriff die Waffen gegen die Vereinigten Staaten, um gegen die Übergriffe weißer Siedler auf indianisches Territorium zu kämpfen und die traditionelle Lebensweise der Lakota zu bewahren. Seine Teilnahme an mehreren Schlachten des Black-Hills-Krieges, u.a.  die Schlacht am Little Bighorn im Jahr 1876, in der er eine Kriegspartei zum Sieg führte, brachten ihm großen Respekt bei seinen Feinden und bei seinem Volk ein. Am 5. September 1877, vier Monate nach der Kapitulation vor den US-Truppen unter General George Crook , wurde Crazy Horse von einer Militärgarde mit einem Bajonettstich in die Lunge und die linke Niere tödlich verwundet.  Er gehört zu den bemerkenswertesten und ikonischsten Kriegern der amerikanischen Ureinwohner.

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An Crazy Horse erinnert das unvollständige Crazy Horse Memorial in den Black Hills von South Dakota. Wie das nahe gelegene "Mount Rushmore National Memorial" ist es ein Denkmal, das in einen Berghang gehauen bzw. gesprengt wird. Die Skulptur wurde 1948 von dem polnisch-amerikanischen Bildhauer Korczak Ziółkowski begonnen, der unter Gutzon Borglum am Mount Rushmore gearbeitet hatte. Das fertige Denkmal soll 195 m breit und 172 m hoch sein. Ziółkowski wurde inspiriert, das Crazy Horse Memorial zu errichten, nachdem er einen Brief vom einheimischen Lakota-Häuptling Henry Standing Bear erhalten hatte.  Dieser fragte Ziółkowski, ob er daran interessiert wäre, ein Denkmal für die Ureinwohner Nordamerikas zu schaffen, um zu zeigen, dass auch die indianischen Nationen ihre Helden haben. Die amerikanischen Ureinwohner betrachten den "Thunderhead Mountain", wo das Denkmal gemeißelt wird, als heiligen Boden. Nach seiner Fertigstellung wird der Kopf von Crazy Horse die weltweit größte Skulptur des menschlichen Kopfes sein und etwa 27 m hoch sein, mehr als 9 m höher als die 18 m großen Gesichter der US-Präsidenten, die auf Mount Rushmore abgebildet sind. Mit diesen Maßen würde das Crazy Horse Memorial zudem die größte Skulptur der Welt darstellen. Die Gedenkstätte wird ohne jegliche Unterstützung der US-Bundesregierung vollständig durch private Spenden finanziert. Derzeit gibt es kein Zieldatum für die Fertigstellung. Die "Crazy Horse Memorial Foundation" erwirtschaftet den größten Teil ihrer Mittel aus Besuchergebühren. Jährlich werden mehr als eine Million Besucher gezählt. Das Denkmal ist Gegenstand von Kontroversen auch innerhalb der Indianerschaft. Crazy Horse wollte sich zu Lebzeiten nicht fotografiert lassen. Während Lakota-Häuptling Henry Standing Bear an die Aufrichtigkeit der Motive glaubte, widersetzen sich viele Indianer noch immer der beabsichtigten Bedeutung des Denkmals. Gegner des Denkmals argumentieren mit der Verschmutzung und Entweihung der Landschaft und der Umwelt der Black Hills und der Ideale von Crazy Horse.

Wir landen in einem Parkhaus unterhalb der präsidentialen Köpfe. Wo ist der Ausgang? Einige Treppen später stehen wir vor einer breiten Allee , die beidseitig mit den Fahnen der 50 amerikanischen Staaten geschmückt ist. Am Ende liegt eine Aussichtsplattform mit gutem Blick auf die über uns thronenden Köpfe des Mount Rushmore National Memorials. Die Tageszeit zum Fotografieren ist wichtig, je später der Tag, desto mehr verschattet ein Kopf den anderen. Vermutlich ungewollt? Wo ist das Museum? Einige Treppen später stehen wir in einem großen Raum mit verkleinerten Modellen zu den Köpfen und unzähligen Texten, Bildern sowie Filmen zur Umsetzung und zu den Präsidenten selbst. Umfassend wird über den Entstehungsprozess berichtet, ein Mehrtagesprogramm. Doch wir wollen heute  noch "Crazy Horse" besichtigen. Das hätte ein extremes Gewitter mit starkem Hagel fast verhindert. Klatschnass sitzen wir im Bus, der uns in die Nähe der gigantischen Skulptur bringt. Wird sie jemals fertig werden? Unsere Generation wird es jedenfalls nicht mehr erleben. In der bewaldeten Landschaft fehlt jeglicher Größenmaßstab, was uns ein wenig ratlos zurück lässt.  Beeindruckender finden wir das Ausbildungsprogramm der "Indian University of North America of Crazy Horse Memorial" für junge Indianer, die seit 2010 existiert und der indigenen Bevölkerung die Chance auf höhere Bildung anbietet. Die Indianer- so unser Eindruck auf dieser Reise- sind die großen Verlierer in der amerikanischen Gesellschaft. Die Landschaft um die zwei Skulpturen hat zwei Leckerbissen für Motorradfahrer zu bieten: die "Iron Mountain Road" und den "Needles Highway" in den "Black Hills". Vollbepackt und ehrgeizig "jagen" wir im Wald Harley-Davidson Fahrer durch die 360° + Kurven und bewundern die rötlich-brauen Granitspitzen des "Custer State Parks". Eine beeindruckende Landschaft! Noch wilder zeigt sich die Landschaft im Gebiet der "Badlands" mit den teilweise als Täler eingegraben, teilweise als spitze Kegel aus der Hochfläche herausragenden, gelblich-weißen, zerklüfteten Sand-Felsstrukturen, die wie eine Mischung aus Death Valley und Bryce National Park erscheinen. Leider stellen wir nicht nur in den Badlands fest, dass wir anhand der Anzahl an Autowracks und vermüllten Anwesen oder gar zugedröhnten Indianern an den Tankstellen durch indianisches Gebiet (Ridge Reservation) reisen. Doch wovon soll die indigene Bevölkerung leben? Das Land ist hügelig und strohtrocken und vermutlich wirtschaftlich kaum nutzbar. Es lässt sich auch-anders als z.B. das "Monument Valley"  im Navajo Reservat touristisch nicht verwerten. Das "Winnetou"-Image hat sehr wenig mit der heutigen Realität gemein. Das stimmt uns schon traurig! Je weiter wir gegen Süden kommen, desto flacher und eintöniger wird die Prairielandschaft. Hin und wieder findet ein glitzernder See unsere Aufmerksamkeit. Ansonsten erblicken wir am Horizont das helle Band der Straße und halten gegenseitig unsere Konzentration aufrecht, bis wir in Sidney eintreffen, der einzigen Stadt in Nebraska, in der wir übernachten. 

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Wir setzen unsere Reise ins nördliche Colorado so eintönig fort, wie wir sie am Tag zuvor in Nevada  beenden haben. Die flache Topographie wird für die Energiegewinnung durch Windräder und Solarfelder genutzt. Gegen Abend zeichnen sich in der flimmernden Landschaft die Berge der Rocky Mountains ab. Nach den Minustemperaturen im Yellowstone National Park schwitzen wir bei fast 40° endlich, nicht ahnend, dass dieser Temperaturanstieg nicht lange anhalten würde. Wir zelten in Estes Park am Eingang zum Rocky Mountain National Park am Rande der Stadt. Mitten in der Nacht weckt mich ein lautes Geräusch. Wer macht sich an unseren Motorrädern zu schaffen? Ein Schwarzbär, den ich todesmutig mit lautem Geschrei vertreibe! Doch die Ecke unseres wasserdichten Tasche für die Lebensmittel ist aufgerissen und der Deckel des darunterliegenden Topcase durch das Gewichts des Bärs verbogen. Brigitte, mit Ohrstöpsel abgeschottet, schläft dabei friedlich weiter. Die nächste Überraschung erwartet uns am nächsten Morgen bei der geplanten Einfahrt in den Nationalpark. Wir hätten uns im Vorfeld einen "Timeslot" online besorgen müssen. 3 Stunden Wartezeit, die Sonne hat sich zwischenzeitlich verzogen, der Wind frischt auf und wir packen uns warm ein. Wir fahren bis auf 3.750 Hm durch eine wunderschöne Tundra Landschaft oberhalb der Waldgrenze. Als wir wieder ins "Tal" auf knapp 3.000 Hm kommen, landen wir im Herbst. Herrlich gelb gefärbtes Laub der Espen säumt unseren Weg nach Silverthorne. Ist es die Höhe oder die vielen Kilometer, die wir in den letzten Tagen heruntergespult haben? Mein Kreislauf spinnt, wohlwissend, dass wir uns auch die nächsten Wochen  stets zwischen 2-3.700 Hm aufhalten werden. Kurzerhand buchen wir uns in Glenwood Springs in ein Motel ein, da zudem eine Schlechtwetterfront angekündigt ist. Als wir losfahren wollen, springt der Motor von Brigittes 750 GS nicht an. Was tun? Nach mehreren Versuchen endlich ein Lebenszeichen. Benzin ist noch genug im Tank. Vielleicht lädt sich die Batterie beim Fahren wieder auf? Vor uns liegt eine herrliche Strecke durch ein Tal, das im Schein der herbstlichen Färbung gelb zu glühen scheint und über den 3.687 Hm hohen Independence Pass führt. Ohne anzuhalten, fahren wir durch den mondänen Skiort Aspen mit seinen teils sehr ansprechenden Gebäuden.  Der Blick auf die Autoflotte reicht aus, um festzustellen, hier leben keine armen Schlucker. Am Ortseingang von Glenwood Springs entdecken wir die Kette "Napa", die uns in Tok bereits für die 1250 GS mit einer passenden Batterie versorgt hat. Kaum ist die Batterie eingebaut, fängt es für die nächsten 24 Stunden heftig zu regnen an. Ruhetage gönnen wir uns kaum, denn der Herbst naht und die landschaftlichen Höhepunkte insbesondere in Utha liegen alle noch vor uns. Und wenn wir nicht gerade auf den Motorrädern sitzen, dann gibt es stets genügend zu organisieren...

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Der Black Canyon of the Gunnison National Park  umfasst 19 km des 77 km langen Black Canyon des Gunnison River. Der Nationalpark enthält den tiefsten und dramatischsten Abschnitt der Schlucht. Der Name des Canyons ist darin begründet, dass Teile der Schlucht nur 33 Minuten Sonnenlicht pro Tag erhalten. Infolgedessen ist die Schlucht oft in Schatten gehüllt, wodurch die Felswände extrem schwarz erscheinen. Einige Schluchten des amerikanischen Westens sind länger und einige tiefer, aber keine vereint die Tiefe, Schlichtheit, Enge, Dunkelheit und Furcht des Black Canyon. Die
"Ute-Indianer" wussten schon lange bevor die ersten Europäer sie entdeckten, dass die Schlucht existiert. Sie bezeichneten den Fluss als „viel Felsen, großes Wasser“ und sind dafür bekannt, dass sie die Schlucht aus Aberglauben gemieden haben. An seiner engsten Stelle ist die Schlucht am Fluss nur 12 m breit.

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Wir  fahren durch ein herbstlich gefärbtes Tal, das von hohen Bergen gesäumt ist. Die Straße windet sich auf den über 3.000 m hohen Mc Clure Pass, bevor wir eine Hochebene in Richtung Paonia durchqueren, deren kargen Böden nur mit Hilfe von künstlicher Bewässerung landwirtschaftlich nutzbare Flächen abgerungen wird. Die Häuser in dieser Gegend sind in erbärmlichem Zustand und mit Schrotthäufen vermüllt. Wir befinden uns wieder in einem Reservat. Doch immer wieder reckt sich ein "Daumen hoch" aus den Autofenstern, deren Fahrer meist mit Cowboyhut behütet sind. Mitten durch diese eher unattraktive Landschaft hat sich der Gunnison River durchgefressen. Auf Schotterpiste fahren wir bis zu seinem Abgrund mit bis zu 555 m Tiefe. Die eigentlich dunklen Felsen weisen spannende Farbschichtungen auf, die sich wie wild verzweigte Adern durch das Gestein ziehen. Über uns kreisen große Adler, es ist totenstill, wir sind die einzigen Besucher und hätten uns über eine Horde vorbeiziehender Indianer nicht gewundert. Die Weiterfahrt auf Highway 92 durch die bewaldete Berglandschaft und den dunklen Schluchten des Gunnison Rivers gehört zu den schönsten Strecken unserer bisherigen Reise. Unzählige Hoodies schließen die Berggipfel ab und mal wieder erinnern wir uns lächelnd daran, wie viele Fotos wir von unserem ersten Hoodie im Banf National Park geschossen haben. Wie ein Diamant blinkt uns das Blue Mesa Reservoir tiefblau aus der dem mit der Farbe Gelb dominierten Tal entgegen, das von orange-braunen, kargen Berghängen gesäumt ist. Welche Farben, welche Kontraste! Andächtig staunen wir über die Kreativität der Natur.

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Der Mesa Verde National Park (ca. 2.500 Hm) ist mit ca. 600 Klippenwohnungen ein UNESCO-Weltkulturerbe. Der Park schützt einige der am besten erhaltenen archäologischen Stätten der Ancestral Puebloans, u.a. den "Cliff Palace", die größte Klippenbehausung Nordamerikas.  Ab ca. 7500 v. Chr. wurde Mesa Verde saisonal von einer Gruppe nomadischer Paläo-Indianer bewohnt. Später errichteten archaische Menschen halbpermanente Felsunterkünfte in und um die Tafelberge, die mit einer Kombination aus Jagen, Sammeln und Anbau von Feldfrüchten wie Mais, Bohnen und Kürbis überlebten. Ende des 12. Jahrhunderts begann der Bau der massiven Klippenwohnungen. Nach sozialer und ökologischer Instabilität durch eine Reihe lang anhaltender Dürren, verließen die Bewohner 1285 das Gebiet und zogen nach Süden zu Orten in Arizona und New Mexico.

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Mesa Verde ist für eine große Anzahl gut erhaltener Klippenwohnungen, d.h. in Nischen oder unter Felsüberhänge gebaute Häuser entlang der Canyonwände bekannt. Die Strukturen wurden größtenteils aus harten  Sandsteinblöcken gemauert, die mit Lehmmörtel zusammengehalten und verputzt wurden und in ihrer Form teilweise einzigartig waren. Im Gegensatz zu früheren Bauten und Dörfern auf den Mesas stellen die Klippenwohnungen von Mesa Verde gut zu verteidigenden Behausungen im 13. Jahrhunderte für die wachsende regionale Bevölkerungen dar. Die Pueblo-Gebäude lagen eng beieinander und wurden in U-, E- und L - Form mit nach Süden ausgerichteten Fenstern entwickelt. Türme wurden in der Nähe von Kivas (Zermonien- und Versammlungsraum der Pueblo-Kulturen) gebaut und wahrscheinlich als Aussichtspunkte genutzt. Töpferwaren wurden vielseitiger, darunter Krüge, Schöpfkellen, Schalen, Krüge und Geschirr für Speisen und Getränke. Es entstand weiße Keramik mit schwarzen Mustern, deren Pigmente von Pflanzen stammten. In dieser Zeit entstanden auch Wassermanagement- und Konservierungstechniken, einschließlich der Verwendung von Stauseen. Während ein Großteil der Konstruktionen in Mesa Verde mit den üblichen Pueblo-Architekturformen einschließlich Kivas, Türmen und Grubenhäusern übereinstimmten, erforderte die räumliche Enge dieser Nischen eine weitaus dichtere Konzentration ihrer Bevölkerung. Ein "Mug House", eine typische Klippenwohnung der damaligen Zeit, beherbergte etwa 100 Menschen, die sich 94 kleine Zimmer und acht Kivas teilten. Die Strukturen waren eng aneinander gebaut und teilten viele ihrer Wände. Die damaligen Bauherren in Mesa Verde maximierten den Platz auf jede erdenkliche Weise.

Wir fahren durch die gelben Espenwälder Colorados. Hinter jeder Kurve erwartet uns ein noch geileres Fotomotiv. Dazu ein tiefblauer Himmel. Wir sind einfach nur hingerissen von dieser Schönheit der Natur, die kein Foto widerspiegeln kann.  Wieder überqueren wir hohe Pässe: Den Slumgullion Pass mit 3.576 Hm, den Spring Pass mit nur 3.576 Hm und später noch den Wolf Creek Pass mit 3.558 Hm. Dann tauchen wir ab, der Verkehr nimmt zu und eine 4-spurige Highway bringt uns in eine weitere Cowboystadt: Durango. Trotz der Höhen über 2.000 m und der niedrigen Temperaturen zelten wir weiterhin. Meist sind wir die einzigen, die zu dieser Jahreszeit noch mit Zelt unterwegs sind. Und immer häufiger rieselt unser gefrorener Atem am Morgen vom Innenzelt. Durango ist ein beliebtes Touristenziel mit vielen Kneipen, teilweise mit Livemusik, teilweise mit mehreren Fernseher, auf denen Baseball- oder Footballspiele übertragen werden. Auch wir genießen zur Abwechslung einen Abend in der belebten Innenstadt und kommen sofort mit mehreren Durangonern/innen in lustige Gespräche. Meistens verbringen wir die Abende im Zelt, denn mittlerweile ist es ohne Feuer zu kalt, um draußen zu sitzen. Und wegen der extremen Trockenheit sind Campingfeuer kaum mehr erlaubt. Früh am Morgen reißt uns das Hupen der 125 Jahre alte Durango-Silverton Dampflok aus dem Schlaf. Die Touristen winken uns  fröhlich und ansteckend zu,  so dass wir spontan entscheiden, die Cowboy Atmosphäre Durangos einen weiteren Tag zu genießen. In Downtown kaufen wir ein Schaffell für unsere hart beanspruchten "längeren Rücken", das wir später zurechtschneiden.  Und lassen den Abend unter einem gigantischen Sternenhimmel mit Rotwein ausklingen. Endlich genießen wir wieder einen Abend, so wie wir uns das Campieren eigentlich jeden Abend vorgestellt hatten. Auf dem "Million Dollar Highway" zwischen Silverton und Quray, der zu den besten Motorradstrecken Amerikas zählt, überqueren wir erneut mehrere über 3.000 m hohe Pässe. Weiterhin begleitet uns das unglaublich intensive Gelb der Espenwälder an den steilen Felshängen. Es ist einfach wunderschön, auch wenn die Haarnadelkurven deutlich weniger anspruchsvoll sind, als wie erwartet. Hinter Quray verdunkelt sich der Himmel immer mehr. Die gelbe Farbenpracht verblasst und mit dem einsetzenden Regen sinken die Temperaturen schlagartig um fast 10° C. Auch im Mesa Verde National Park sind lange Vorausbuchungen notwendig, um die Klippenwohnungen besichtigen zu können. Der Park ist sehr weitläufig, bis zum Cliff Palace legen wir in der Hochebene der Tafelberge über 30 km zurück. Weder den Cliff Palace, noch das Balcony House oder das Spruce Tree House können wir wegen fehlender Reservierungen von innen besuchen. Auch das Museum ist saisonbedingt geschlossen und so bleibt es weitestgehend unserer Phantasie überlassen, uns das damalige Leben der Nomaden vorzustellen. Über die schmale, kurvige und sandige Wetherill Mesa Road fahren wir zum Step Hause, das unter strenger Beobachtung eines Rangers ohne vorherige Reservierung begangen werden kann. Die Zeit der Inka Kultur beginnt im 13. Jahrhundert. Und im Vergleich dazu sind deren Bauwerke z.B. in Cusco, Peru oder der Inkastadt Machu Picchu von deutlich höherer Qualität als die Architektur der damaligen Pueblo Indianer. Uns fasziniert, wie man in dieser harschen Umgebung mit den extrem heißen Sommern und kalten Wintern überhaupt existieren kann.  Trotz des einsetzenden Regens kriechen wir daher ohne Murren in unsere warmen Hightech-Schlafsäcke. 

 Der  von einem Wüstenklima geprägte Arches National Park in Utah existiert  seit 1971, er grenzt an den Colorado River und liegt ca. 6 km nördlich der "Abenteurerstadt"  Moab auf durchschnittliche 1500 Hm. Mehr als 2.000 natürliche Sandsteinbögen und damit die höchste Dichte an natürlichen Bögen der Welt, die durch Erosion und Verwitterung ständig neu entstehen und wieder vergehen, befinden sich im Park, darunter der bekannte "Delicate Arch".  Der Nationalpark zeigt beeindruckende Beispiele geologischer Formationen wie Bögen, natürliche Brücken, Fenster oder Türme und befriedigt wesentliche geologische, historische und wissenschaftliche Interessen. Jährlich erleben ca. 1,6 Mio Besucher eindrücklich diese einmaligen   Felsformationen und die damit verbundenen Werte in ihrer majestätischen natürlichen Umgebung.

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Geologische Prozesse, die vor über 300 Millionen Jahren stattfanden, führten zur Ablagerung eines Salzbetts , das heute unter der Landschaft des Arches-Nationalparks liegt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Salzbett mit Sedimenten bedeckt, die sich schließlich zu Gesteinsschichten, "Entrada Standstone" genannt, verdichteten. Diese Gesteinsschichten, die den Rand des Salzbetts umgeben, erodierten weiter und schaffen diese beeindruckenden vertikalen Sandsteinwände. In den Spalten der senkrechten Wände sammelt sich Sand. Saurer Regen in Kombination mit Kohlendioxid aus der Luft verbinden sich zu Kohlensäure im Sand. Diese Kohlensäure verwandelt sich zu Kalziumkarbonat, das den Sandstein zusammenhält. Viele der Felsformationen weisen im unteren Bereich schwächere Gesteinsschichten auf, die die oberen widerstandsfähigeren Schichten tragen. Die schwächeren Schichten lösen sich im Laufe der Zeit zuerst auf und bilden Öffnungen im Gestein aus. Die Schwerkraft lässt die oberen Gesteinsschicht Stück für Stück in eine Bogenform fallen. Bögen bilden sich innerhalb von Felsrippen an Stellen mit intensiver Bruchlokalisierung oder Schwachstellen in der Felsformation aus, die durch horizontale und/oder vertikale Diskontinuitäten verursacht sind. Schließlich setzten Wasser, Wind und Zeit diesen Erosionsprozess kontinuierlich fort und schaffen schließlich die Bögen u.a. auch im Arches-Nationalparks, die uns neben der intensiven Färbung des Sandsteins so begeistern. Alle Bögen im Park bestehen aus Entrada-Sandstein. Der Erosionsprozess innerhalb des Arches-Nationalparks wird sich selbstverständlich immer weiter fortsetzen. Diese kontinuierliche Erosion in Kombination mit vertikaler und horizontaler Belastung wird schließlich dazu führen, dass Bögen zusammenbrechen. Parallel dazu werden sich  jedoch über Tausende von Jahren immer wieder neue Bögen ausbilden. 

Wir haben immer wieder Probleme beim Starten der 750 GS trotz neuer Batterie. Auch unser BMW Partner Brauneisen ist ratlos. Wir untersuchen den Anlasser und entdecken eine herrenlose Schraube. Jeden Morgen die bange Frage: springt das Motorrad an? Das zehrt an den Nerven, denn oft zelten wir weitab von jeglicher potentiellen Hilfe. Und auf unserer Weiterreise nach Zentral- und Südamerika wird diese Situation eher kritischer. Wir durchqueren das "rote" Tal "Slick Rock" mit seinen teils riesigen Steinquadern zur Grenze nach Utha. Dort erwartet uns einer Fülle an landschaftlich beeindruckenden Nationalparks, die wir trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit besuche wollen. In Moab  ist fast jeder ein cooler und lässiger, meist tätowierter Abenteurer, mit Mountain Bikes, leichten Motorrädern, Quads oder Hightech Wanderausrüstung "bewaffnet"- so scheint es. Die Stadt besteht aus Anbietern von Abenteuer, Abenteuerausrüstung und Kneipen mit Abenteurern. Unser Zelt steht unter einer Zeltkuppel, die gegen das Sonnenlicht schützen soll, auf rötlichem, feinkörnigem Sand, der in unser Zelt und unser Gepäck eindringt. Um uns herum parken großvolumige Pickups, meist beladen mit Abenteuerspielzeug-siehe oben! Wir kaufen sinnlos teure Lebensmittel ein und loggen uns auf der Nationalparkseite (recreation.gov) ein, um einen Timeslot für den folgenden Besichtigungstag zu buchen. Innerhalb kürzester Zeit waren die morgentlichen Timeslots ausgebucht. Trotz der Reservierung reihen wir uns am nächsten Morgen in eine längere Schlange ein. Die Sonne scheint, es ist warm, wir freuen uns auf einen tollen Tag im Arches National Park. Schon beim ersten Viewpoint halten wir an und unsere Kameras laufen heiß. Diese vielfältigen roten Felsformationen sind großartig und ganz anders als alles, was wir bisher insbesondere in Europa gesehen haben. Denn vor allem in Kanada konnten wir immer wieder Vergleiche zu europäischer Landschaften ähnlicher Gestaltung herstellen. Wir wandern vom Devil´s Garden zum Pine Tree Arch und weiter zum Navajo Arch und sind einfach nur begeistert von den vielfältigen Formen, Strukturen, Farben, Löchern, Bögen etc.. Doch das Wetterglück ist uns nicht hold: als wir zum Wahrzeichen des Nationalparks, dem Delicate Arch wandern wollen, bewölkt sich der Himmel. Wir fotografieren den gigantischen Bogen vom Upper Delicate Arch Viewpoint aus, bevor wir den Heimweg über die North und South Windows und den Turret Arch antreten. Als hätte der Himmel ein Einsehen: unerwartet schenkt er uns ein herrliches Abendlicht in nahezu menschenleerer Landschaft. Ein Geschenk! In der Ferne sehen wir ein erstes Wetterleuchten. Wie immer bei solchen Besichtigungen fahren wir nicht in unserer Motorradausrüstung, um auch längere Wanderungen unternehmen zu können. Lange vor der Ausfahrt aus dem Park bildet sich eine lange Schlange und als wir uns einreihen, wird es schlagartig dunkel und es fängt sinnflutartig zu regnen und zu hageln an. Fast 20 Minuten sind wir diesem Unwetter ausgesetzt. Triefend nass, wie wir sind, stellen wir uns unter die heiße Dusche. Da die Wetteraussichten für den kommenden Tag ebenfalls schlecht sind, legen wir einen weiteren Ruhetag ein. Wir fahren ins Zentrum von Moab, schlendern durch die Läden mit Abenteuerausrüstung und finden endlich das leichte, faltbare Aluwindshield für unseren Kocher, das wir seit Monaten suchen. Dieser Laden hat wirklich alles! Wir wollen uns bei drückenden Temperaturen ein Mittagessen gönnen und setzen uns auf eine einladende Sonnenterrasse. Kaum stehen die hervorragenden Cheeseburger vor uns, jagen kräftige Windböen durch die Straßen und wirbeln vor allem den feinen Sand auf. Wir flüchten zurück zum Campingplatz, den wir mit unserer 2. Kleidungsgarnitur erneut triefend nass erreichen. Der Wind hat viel Sand in unser Zelt geblasen. Es gibt Zeiten, da macht das Reisen mit Motorrad und Zelt wirklich keinen Spaß! Wir verkriechen uns in unsere Schlafsäcke, lesen und dösen vor uns hin und diskutieren Strategien, wie wir das sandige und nasse Zelt am nächsten Tag einpacken sollen. Doch alle Strategien helfen wenig, wenn es auch am nächsten Morgen noch in Strömen gießt. Den sandigen und nassen Lappen stecken wir resignierend in den Packsack und tauchen anschließend in die faszinierende Kraterlandschaft des Canyonlands National Parks ein. Wir fahren zum Upheavel Dome, schauen in ein tiefes, rötliches Loch, aus dem ein "Vulkan" aus weißem Gestein, eigentlich fehl am Platz, fast künstlich herausragt. Wir fotografieren Mondlandschaften mit tief liegenden grünen Auen in einer ansonsten lebensfeindlichen und doch faszinierenden, farbenfreudigen Landschaft. Die Zeit drängt, wir müssen weiter. Wie so oft gäbe es noch so viel mehr zu entdecken. In Blanding finden wir einen Campingplatz mit Gras. Das wollen wir feiern, denn vielleicht können wir Herr des Sandes werden? Doch Blanding ist eine alkoholfreie Stadt. Stattdessen werden wir mit einem gigantischen Sonnenuntergang belohnt. Und zum ersten Mal freuen wir uns über den nächtlichen Regen, der den Sand vom Außenzelt runterwaschen wird? Noch ahnen wir nicht, dass Sand unser ständiger Begleiter der nächsten Wochen bleiben wird.

Mobirise
Mobirise

Der Wilde Westen ist in der US-Historie eine Epoche, die durch viele Legenden geprägt wird. Es dominiert das Bild einer Zeit, in der die weißen Einwanderer die Indianer  zurückdrängen und Gewalt in den neu entstehenden Siedlungsgebieten an der Tagesordnung ist. Die Geschichte des Wilden Westens zwischen den 1840er und ca. 1890er Jahren ist auch untrennbar verbunden mit dem Weg der USA zu einem modernen Staat. Die USA haben 1776 ihre Unabhängigkeit erklärt und aus 13 Kolonien einen Staat geformt. Die Ausdehnung der Vereinigten Staaten ist in der Epoche des Wilden Westens noch nicht beendet. Die äußeren Grenzen entsprechen zwar im Wesentlichen den heutigen, jedoch ist die Staatsgewalt in großen Teilen des Landes noch unorganisiert. Brigitte kauft sich einen echten Cowboyhut und erlebt das Gefühl eines Cowgirls hautnah. 

Mobirise

In den sogenannten "Territories", die den größten Teil der westlichen USA bilden, haben sich Mitte des 19. Jahrhunderts noch keine Bundesstaaten formiert. Im Vergleich zu den geordneten Staatsgebieten an der Ostküste reicht der Arm des Gesetzes in einem Territory nicht sehr weit, das Land ist noch nicht flächendeckend von weißen Siedlern erschlossen. Doch die Pionierzeit, in der die "Eroberung des Westens" auf Kosten der Indianer vorangetrieben wird, neigt sich ihrem Ende zu: die letzten Indianerstämme ergaben sich erst in den 1880er Jahren, um von dieser Zeit an in Reservaten zu leben. Der Konflikt zwischen weißen Siedlern und den nordamerikanischen Ureinwohnern bleibt im Gedächtnis durch Offiziere wie General Custer, der vom Berufssoldaten im Bürgerkrieg zum Berufssoldaten in den Indianerkriegen wurde. Ihm standen Kriegshäuptlinge wie Sitting Bull und auch Crazy Horse gegenüber, die ein Symbol für die erbitterte Gegenwehr der Indianer sind.  Besonders in der späteren Darstellung der Indianer verschwimmen Realität und Fiktion vollkommen. Im deutschen Sprachraum sind die berühmten Romane von Karl May ein typisches Beispiel hierfür. Der Indianer ist wahlweise ein barbarischer Krieger, dem jedes Mitgefühl fremd ist, oder aber ein edler Wilder, dessen natürliche Lebensweise eine bewundernswerte Moral hervorbringt. Ein realistischeres Bild der Ereignisse setzt sich erst viele Jahrzehnte später durch. Der Western als Film-Genre hat vor allem die Revolverhelden zum Aushängeschild des Wilden Westens gemacht. Unter den bekanntesten Personen befinden sich Verbrecher wie Jesse James, mysteriöse Gestalten wie Billy the Kid und auch legendäre Gesetzeshüter, zu denen Wyatt Earp gehörte. Besonders bei der Bewunderung der "Gunmen" mit dem lockeren Zeigefinger verschwimmen historische Fakten und spätere Dichtung auf eine Art, die typisch ist für ein romantisiertes Bild des Wilden Westens. Auch der Amerikanische Bürgerkrieg von 1861 bis 1869 fällt in die Zeit des Wilden Westens. Er hat das Bild von den verrohten Verhältnissen der Zeit stark mitgeprägt. In den späten 1840er Jahren haben die USA ihre Gebietsansprüche auf dem nordamerikanischen Festland weitgehend durchgesetzt. Der Mexikanisch-Amerikanische Krieg ist beendet und viele Menschen suchen ihr Glück in den scheinbar grenzenlosen Gebieten des Westens, wo noch für jeden Abenteurer ein Stück Land zu finden ist. An der Westküste existieren noch keine Bundesstaaten, doch die Besiedlung der Territories ist ein festes politisches Ziel. Die Geschichte des Wilden Westens ist vor allem eine Geschichte des Vorstoßens in Gebiete, die in dieser Zeit als unzivilisiert und gefährlich gelten. Der Wilde Westen findet daher auch mit der fortschreitenden Besiedlung und dem Sieg der US-Armee über die Indianer ein Ende. Um das Jahr 1890 gilt diese Phase der Kolonisierung Nordamerikas als abgeschlossen und es beginnt sogleich die Legendenbildung um den Wilden Westen.

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