Am  kalten und windigen 17. November gönnten wir uns einen letzten Cappuccino in Schumann´s Bar am Hofgarten, dann reihten wir uns- ich sehr nervös, Brigitte die Ruhe selbst- in die lange Schlange der Wartenden vor dem Konsulat ein. Nichts bewegte sich, (ohnmächtig) rumstehen- wie mir das (noch) schwerfällt-, der Zeitpunkt unserer Terminvorgabe verstrich. Wars das? "Appointment at 10:50" hörten wir plötzlich die drängende Stimme der „Wache - tumultartig ballten sich Visaantragssteller vor der streng bewachten Absperrung zusammen. Wir mitten drin mit deutlichem Vorwärtsdrang und wenig später wurden wir und unser Gepäck in dem kleinen Wachgebäude gescannt. Hinter den verglasten Schaltern der anschließenden Lobby erwarteten uns  mehrere Konsulatsangestellte, die unsere Reisepässe kontrollierten und die Fingerabrücke aller 10 Finger elektronischen abspeicherten und gegencheckten. Warum nur löste meine Reisepass dieses nicht enden wollende Scrollen im Computer aus, während Brigitte schon längst wieder in der nächsten Warteschlange stand?   

In meinen Phantasien hatte ich mir ein karges Büro mit US Flagge und präsidialem Bild vorgestellt, in dem wir unsere mühevoll zusammengestellten Papiere über Einkommen, Vermögen, Gründe der Reise u.v.m. unter dem strengen Blick des „Beamten“ offengelegt hätten. Stattdessen fragte uns der Konsulatangestellte hinter dem banalen Schalter: „Why do you want a U.S. B-2 Visitor Visa“? Wir zeigten ihm mit größtem Enthusiasmus unsere geplante Route von Halifax, Kanada nach Alaska und weiter nach Süden bis Feuerland sowie Bilder unserer vollbepackten Motorräder mit uns in vollem Reiseornament. „Can you drive“? „Yes, we can“! „In this case your visas have been approved- good luck”- er lächelte, drehte sich um und schleuderte unsere Reisepässe gekonnt auf den hohen Stapel an Pässen neben sich. “Ja aber, ab wann und bis wann”, stammelte ich noch, aber sein Interesse an uns war bereits erloschen. Nicht ein Stück Papier wollte er sehen, und wegen dieser unspektakulären Minuten war ich so nervös gewesen? Fast sprachlos traten wir den Heimweg an.

Bereits am folgenden Tag poppten die E-Mails vom Konsulat auf und informierten, dass unsere Reisepässe nach Nürtingen unterwegs seien. Wir trauten unseren Augen nicht: "Expiration Date 14. NOV 2031".  Ein Corona Bonus?   “And we thought to ourselves, what a wonderful world”…  

Ein Punkt weniger auf unserer noch langen "To-Do" Liste: